Die Nacht des Jägers
Bemerkung:
Bereits vor der Erstaufführung aber eben auch nach dem Druck des Plakates ahnte
United Artists bereits dass der Film kein Erfolg in den deutschen Kinos haben
könnte. Daher wurde schnell ein breiter, schwarzer Überkleber gedruckt, welcher
zusammen mit dem Plakat und dem (sehr unspektakulären) Fotosatz an die Kinos
ausgeliefert wurde, auf dem zu lesen war: "Nach dem Bestseller von Davis Grubb
unter der Regie von Charles Laughton". Die Kinobesitzer wurden schriftlich vom
Verleih angewiesen, diesen Überkleber auf das Plakat zu kleben. Wie geschrieben
... der Film war kein Erfolg (was das Plakat schon selten macht), es gab keine
Wiederaufführung und die Plakate, welche wie dieses hier keinen Überkleber
haben, sind doch sehr selten.
Charles Laughtons erste
(und einzige) Regiearbeit ist zwar dem Namen nach ein Thriller, führt aber so
viele märchenhafte Elemente auf realistische Art und Weise ein, daß ein Zwitter
entsteht, dergleichen man bis heute nicht wieder findet.
Laughton mischt
geradezu meisterhaft die Stile, stilisiert Szenen und betont das Künstliche,
indem der Film schon in der ersten Szene als Gutenachtgeschichte für Kinder
erzählt wird.
Neben den koventionellen Thrillerelementen kreiert Laughton in seinem Film ein
beängstigendes Portrait eines notorischen Mörders, der sich fatalerweise an die
Bibel klammert (was auch durch die berühmten "LOVE" und "HATE" -Tätowierungen
auf den Fingern unterstrichen wird). Mitchum war selten eindrucksvoller als als
Powell, dieser schleimig-infantile Bibelzitierer, dessen Dummheit nur deswegen
nicht entdeckt wird, weil er sich a) als Priester tarnt und b) seine bevorzugte
Zielgruppe Land- und Kleinstadtbevölkerung noch blöder ist als er.
Mit was der Film jedoch wirklich glänzen kann, sind seine
düsteren Märchenelemente und seine erlesenen Bildkompositionen. Wenn Mitchum
beim Picknick unter Kleinstädtern salbadert, ist er nicht nur durch den
Priesterkragen geschützt, man sieht auch den schwarzen Mann als Kontrast zu den
dummen Schafen. Der Mord an der Mutter ist ein Meisterstück des Inszenierens, in
einem unglaublich hohen Dachraum, in dessen tiefe Finsternis nur durch ein
Schrägfenster ein Lichtstreifen auf das Bett fällt, die Winters in religiöser
Inbrunst ergeben und Mitchum lange Schatten werfend, bis er zur Tat schreitet.
Unvergeßlich auch der Fund der toten Mutter im Fluß, im Auto sitzend, die Haare
im Wasser wie eine Nixe wehend, ein schwebender Engel in der Flut.
"Night of the Hunter" zeigt, was Film kann und konnte, eine spannende visuelle
Spielerei von meisterhafter Hand. Und da er gänzlich thrillerhaft vermarktet
wird, oft übersehen.